Tipps zur Kaninchenzucht und -haltung

Antworten auf Fragen rund um das Kaninchen

Unser Angebot ab April 2016: Monatlich stellen wir Hinweise ein, die alle Freunde der Rassekaninchenzucht, der Kaninchenhaltung und auch die vielen Liebhaber ihres Heimkaninchens interessieren:

Sollte Ihr Anliegen im Moment noch nicht beantwortet worden sein, dann nutzen Sie unser Kontaktformular. Wir beantworten Ihre Fragen individuell und sollte das Thema allgemein interessent sein, wird daraus ggf. auch der Tipp des Monats.

Im Laufe der Zeit soll hier ein Nachschlagewerk entstehen, das die eine oder andere Frage zur Kaninchenzucht und -haltung beantworten kann.

Fabruar 2017: Obstbaumschnitt bietet Vitamin- und Mineralbomben

Um einen optimalen Ertrag zu bringen müssen Obstbäume regelmäsig verschnitten werden. Ein Schnitt zum Ende der Vegetation (Herbst) fördert den Neuaustrieb im Folgejahr, wenn z. B. Kronen optimal austreiben sollen. Ein Schnitt später zu Beginn der Vegegtation (Frühjahr) fördert den Fruchtansatz. Dazu werden wie hier im Bild überschüssige Nebentriebe entfernt und auch stark schießende Hauptriebe eingekürzt, um das Kurzholz, welches Früchte ansetzt, besonders intensiv mit dem im Frühjahr einsetzenden Saftstrom zu versorgen.

Beim Schnitt fallen ausgiebig Reiser an, die unseren Kaninchen als Futter geboten in der vegetationslosen Winterzeit willkommene Ergänzungen durch Vitamine, Minaralien und Gerbstoffe, die in Knospen und Rinden eigelagert sind, bieten.

Neben Obstbäume bieten auch Wildbäume und Sträucher wie Hasel, Weiden, Eichen, Pappeln, Robinien u.a. willkommene Abwechslung.

Reiser sind das "Grünfutter des Winters".


Je nach Appetit nehmen Kaninchen die dargebotenen Zweige sofort an. Einige brauchen auch eine gewisse Eingewöhnung. Fruchtmumien und angrenzende Bereiche wie im Foto rechts gehören nicht in die Fütterung. Hier haben Pilze zur Zerstörung der Substanz geführt und es ist nicht auszuschließen, dass diese und ihre Sporen zu Störungen im Verdauungstrakt der Kaninchen führen.

August 2016: RHD V2

Eine akute Gefahr, die dringenden Impfschutzes unserer Tiere bedarf

Liebe Kaninchenfreunde, aus aktuellem Anlass haben wir die Kurzinfo zur RHD V2, die vom Präsidenten des Zentralverbandes Deutscher Rassekaninchenzüchter, Erwin Leowski auf der Seite des ZDRK veröffenlicht wurde, übernommen.

Im Raum Magdeburg scheint sich die Seuche noch nicht verbreitet zu haben. Dennoch ist ein Impfschutz dringend geboten. Zu beachten ist, dass der Immunschutz der Nestjungen, der von der Mutter auf diese im Normalfall übertragen wird, nicht funktioniert und auch Jungtiere befallen werden. Schnelles Handeln ist also angesagt. 

Zudem raten wir, bevor die Immunisierung der eigenen Kaninchen erfolgte, von jedem Kontakt mit anderen Züchtern an der Stallanlage oder gar mit Tieren aus anderen Beständen ab.

Juli 2016 - Was steht in Rassekaninchens Ohren?

Die Tätowierung zur Kennzeichnung unserer Kaninchen

Zur Kennzeichnung unserer Rassekaninchen hat sich europaweit die Tätowierung durchgesetzt. Lediglich in der Schweiz werden Ohrmarken verwendet, wie dies hier z.B. in der Rinderzucht üblich ist.

Der Tipp des Monats richtet sich nicht an den versierten Züchter, denn er kennt das Procedere, sondern soll den Laien unter den Kaninchenfreunden aufklären.

Im rechten Ohr steht das Vereinskennzeichen.

Dieses besteht aus einem Buchstaben und einer Ziffernfolge. Der Buchstabe, hier im Bild G, steht für den Landesverband Sachsen-Anhalt. Unsere benachbarten Landesverbände führen von Norden beginnend im Uhrzeigersinn folgende Kennzeichen:

Mecklenburg-Vorpommern:         M

Berlin-Mark Brandenburg:           D

Sachsen:                                   S

Thüringen:                                 T

Kurhessen:                                K

Hannover:                                 F

Der im Beispiel vorangestellte Buchstabe N steht für Neuzüchtungen. Ein weiteres zusätzliches Zeichen wäre das K für Kreuzungen. Beide Zusatzkennzeichen dürfen nur dann tätowiert werden, wenn der betreffende Züchter dies beim zuständigen Landesverband beantragt hat und die Genehmigung zur Verwendung vorliegt.

Rassekaninchen jugendlicher Züchter unter 18 Jahren erhalten als Zusatzkennzeichen ein J, das dem LV-Buchstaben nachgestellt wird. Im Beispiel: GJ391.

Die Ziffern werden einem Verein für die Zeit seines Bestehens vom Landesverband zugewiesen. 391 stehen für den Verein Magdeburg-Ottersleben.

Weitere Vereine im Kreisverband Magdeburg sind die Vereine G173 Diesdorf, G352 MD-Ost, G426 Lemsdorf, G542 Milchwegsiedlung und G838 Wanzleben.

Im linken Ohr steht eine Ziffernfolge, im Beispiel 044.

Die erste Ziffer steht für den Geburtsmonat. Der Januar wäre die 1, der Oktober die 10. Die 0 im Beispiel bedeutet, dass das Tier bereits im November oder Dezember des Vorjahres geboren wurde, denn die Zuchtsaison beginnt jährlich am 1.10. für das Folgejahr. Bei durchschnittlich 31 Tagen Tragezeit wären dann erste Würfe ab November möglich.

Die zweite Ziffer steht für das Geburtsjahr. Die 4 weist aus, dass es sich um ein Kaninchen aus dem Zuchtjahr 2014 handelt. Erst nach 10 Jahren, nämlich 2024 kann die 4 als zweite Ziffer wieder erscheinen.

Alle weiteren Ziffern, das können durchaus auch einmal 3 Stellen sein, dokumentieren die laufenden Nummern aller Tiere derselben Rasse (Farbe) im Zuchtbuch des Vereins.

Viele Vereine trennen Geburtsmonat und Geburtsjahr mit Punkten in der Ziffernfolge. Im Beispiel trüge das Kaninchen dann 0.4.4 als Kennzeichnung im linken Ohr.

Juni 2016 - Jungkaninchen wollen zusammen bleiben

Ein paar Tipps zum richtigen Absetzen der Jungtiere...

Die sieben Jungkaninchen der Zwergwidder thüringerfarbig befinden sich im Alter von 4 Wochen noch bei ihrer Mutter. Diese sorgt als "Oberhaupt" der Kaninchengruppe für Ruhe und Ordnung im Stall. Doch nicht mehr lange und ca. 6 Wochen nach ihrer Geburt sind sie soweit selbständig, dass sie das vom Züchter angebotene Futter komplett fressen sich allein versorgen können. Dann ist es Zeit, auch um die Mütterhäsin zu schonen, die Jungen von ihr abzusetzen.

Traditionell war es lange Zeit üblich, die Jungtiere aus dem Stall der Häsin zu nehmen und diese sofort einzeln in eigene Buchten zu setzen. Zu bedenken ist aber, dass das Absetzen Stress für die Jungkaninchen bedeutet. Das kann zu einem verübergehenden Wachstumststopp führen. Der Stress kann sich auch auf die Verdauungsorgane legen und schnell zu Erkrankungen des Darmes führen. Der Ausbruch einer Kokzidiose ist dann oft das traurige Ergebnis.

Die Erfahrung lehrt, dass Jungkaninchen zusammen bleiben wollen. So setzt der Züchter die Mutter in eine leere Box und der Wurf verbleibt für die nächsten 4 bis 6 Wochen in seiner gewohnten Umgebung.

Danach werden die Jungtiere nach Geschlechtern getrennt. Dabei bleiben die Rammler in ihrer gewohnten Box und die Häsinnen erhalten ein neues Domizil. Bei ausreichernder Buchtengröße und je nach Temperament der Rasse ist zu empfehlen, auch hier kleine Gruppen von 2 bis 3 Jungtieren gemeinsam unterzubringen. Erst wenn einzelne Tiere einen deutlichen Geschlechtstrieb zeigen und es ggf. zu Beißereien kommt ist sofort zu reagieren und das hyperaktive Tier wird getrennt untergebracht.

Sollen die Kaninchen in einer Gruppe gehalten werden, muss das Platzangebot ausreichen groß sein (mind. 2 m²) und es muss die Möglichkeit bestehen, dass sich die Kaninchen im Bedarfsfall aus dem Wege gehen können. Auch muss der Sichtkontakt zeitweilig unterbrochen werden. Trennwände und andere Rückzugsmöglichkeiten sind dann hilfreich. Wildkaninchen leben zwar in Gruppen zusammen, in denen eine gewisse Hierarchie besteht. Sie sind aber keine Herdentiere. Eine Gruppenhaltung auf engem Raum ist nicht artgerecht! Hier kommt es unweigerlich zu Beißereien und bösen Verletzungen, die durchaus auch zum Tod eines oder mehrerer Tiere führen können.

Mai 2016 - Impfschutz für unsere Kaninchen...

... ist in kleinen Beständen und in Heimtierhaltungen unumgänglich!

Myxomatose und RHD sind Kaninchenseuchen, die zu verheerenden Verlusten in unseren Kaninchenbeständen führen können. Gegen beide Krankheiten gibt es einen wirkungsvollen Impfschutz.

Die Tierärztliche Vereinigung rät, Kaninchen anfangs nach Ablauf von 4 Wochen 2 Mal und nach einem weiteren halben Jahr ein weiteres Mal impfen zu lassen. Hier mag der eine oder andere einen gewissen Verkaufsgedanken vermuten. Auch meine eigenen Erfahrungen (Henry Majaura) besagen, dass ein einmaliger Impfschutz pro Jahr und Tier ausreichend ist. Allerdings befindet sich mein Bestand in einer kaum seuchengefährdeten Lage.

Als Überträger beider Krankheiten kommen in erster Linie Insekten, insbesondere Stechmücken in Betracht. Diese bevorzugen Feuchtgebiete. Kaninchenhaltungen in solchen Gebieten, wie Flussauen, Seenlandschaften etc. sind entsprechend besonders gefährdet. Hier sollte der Empfehlung gefolgt werden und wenigstens alle 6 Monate geimpft werden.

Gegen beide Erkrankungen kann man durch Zuchteinsatz von wieder genesenen Tieren einen selektiven Immunschutz aufzubauen, der im Bestand weiter vererbt wird. Hier ist allerdings abzuwägen, ob das Risiko, durch einen akuten Seuchenzug seinen gesamten Bestand zu verlieren nicht größer ist und zu höheren Schäden führt, als der finanzielle Aufwand der Impfung. Zudem ist der Krankheitverlauf der RHD derart rasant, dass man als Züchter kaum die Möglichkeit hat, hier noch einzugreifen.

Halter kleiner Bestände oder von Heimtieren sollten die Möglichkeit prüfen, sich im Bekanntenkreis zusammenzutun, um die "Großpackung" von 20 Impfungen auszulasten. Das wird deutlich kostengünstiger. Ggf. können sie sich auch an einen Rassekaninchenzüchter im Umfeld wenden und sich an dessen Impfterminen beteiligen. Dort kommt der Tierarzt (wie im Foto TA Dr. med. vet. Dietrich Horrmann aus Calbe/Saale) nach Terminabsprache auch hin.

Gegen Myxomatose wird der Impstoff direkt unter die Haut der inneren Ohrmuschel gespritzt. Dort enfaltet er seine immunisierende Wirkung am besten.

Allerdings beherrschen nicht alle diese Technik und setzen dann die Spritze in das Bindegewebe wie imFoto unten.

Auch diese Technik bietet einen wirkungsvollen Impfschutz.

Gegen die RHD erfolgt die Immunisierung in das Bindegewebe unter die Fellhaut.

Impfstoffhersteller bieten auch ein Serum gegen den ansteckenden Kaninchenschnupfen an. Dieser ist als bekterielle Erkrankung allerdings sehr schwer zu beherrschen und vollständige Immunisierungen dagegen gibt es nicht. Da ein Wiederausbruch der Krankheit nicht ausgeschlossen werden kann, in vakanten Beständen dagegen eher wahrscheinlich ist, hilft gegen Schnupfen nur die Radikalmaßnahme. Leider.

April 2016 - Leckerbissen für unsere Jungkaninchen...

... sind, unsachgemäß verabreicht, eine Gefahr für ihr Wohlbefinden.

Hier gilt: Weniger ist mehr.

Kaninchen haben eine feinen Geschmack. Backwaren, wie altes Brot, trockene Brötchen, werden gern gefressen. Denen fehlt aber die faserige Struktur, die notwendig ist, um den Magen- und Darminhalt mit dem Druck aus den nachfolgenden  Nahrungsaufnahmen durch den Verdauungskanal zu schieben. Zudem enthalten sie sehr viel Nährstoffe. Die Verdauungsorgane sind bemüht, das Nährstoffangebot möglichst vollständig aufzuschließen. Das braucht Zeit und der Transport des Breis durch Magen und Darm kommt ins Stocken oder gar zum Stillstand. Durch Bakterien hervorgerufene Gärungen sind die Folge, die toxische Gase entwickeln. Es kommt zu gefährlichen Blähungen, die in der Regel den sicheren Tod das Jungtiers, dessen schwach entwickelte Darmwände den bakteriellen Angriff noch nicht abwehren können, bedeuten.

Deshalb: Leckerbissen sind gut strukturierte und mäßig nahrhafte Futtermittel. Gutes Heu (es wird meistens zuerst gefressen), im Frühjahr Obstbaumschnitt (über das Jahr Zweige von Obstbäumen, Weiden, Eichen), Möhren, Rote Beete. Grünzeug wie Gräser, Löwenzahn, Zichorien, Topinambur, Möhrenkraut, Petersilie und Kräuter vom Wegesrand wie: Schafgarbe, Wegerich, Wegwarte, im Frühjahr Kälberkropf (wilde Möhre), gehören dazu. Leguminosen (Klee, Luzerne etc.) sollen im Frühjahr wegen ihres Stickstoffgehaltes, der ebenfalls zu Blähungen führen kann, anfangs sehr sparsam gereicht werden. Strukturschwache Gemüsepflanzen wie Salat, Spinat, Mangold und solche Unkräuter, wie Vogelmiere sind ebenfalls sparsam und nur gemeinsam mit Heu zu füttern. Brennesseln, leicht angewelkt oder getrocknet, sind eine Laabsal für Kaninchens Magen.

In der futterarmen Jahreszeit können auch kernige Haferflocken als Beigabe gefüttert werden. Auch sie sind gut strukturiert, d.h., sie haben einen nennenswerten Anteil an Rohfasern, der den Transport des Nahrungsbreis unterstützt.

Backwaren sind ein gutes Beifutter zur Mast. Diese sind bitte aber erst ab der zehnten, besser ab der zwölften Lebenswoche an Jungkaninchen zu verabreichen. Erst dann ist ihr Verdauungstrakt voll entwickelt.

Im Zoohandel werden Produkte angeboten, die mit bunt gefärbten Bestandteilen den Laien entzücken und zum Kauf animieren sollen. Ein solches Farbenspiel ist den Kaninchen völlig egal. Bei ihnen entscheiden Nase, Zunge und Gaumen, was schmeckt. Und ihren Züchtern/Haltern sollen Auge, Nase und Wissen den Weg weisen, ihren Pfleglingen das optimalste zu bieten, was der Natur ihres Verdauungstraktes entspricht.

Die Zeichnung (der Text stammt von der Redaktion der GuK) war vor 30 Jahren aktuell, als die Kaninchenzucht in der DDR im Zwiespalt lebte, im Nebenerwerb individuell materielle Bedürfnisse zu befriediegen und gleichzeitig Einnahmequelle des Staates für teure Devisen zu sein. Aus wenig sollte viel geschaffen werden und Kaninchen durften von dem leben, was Haushalt, Acker, Garten und Straßengraben übrig ließen.

 

Haferflocken, die in erster Linie Nahrungsmittel sind, zu verfüttern, war völlig out!